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Was sind Suizidforen?
Suizidforen sind Diskussionsplattformen im Internet. Hauptsächlich werden diese von Menschen mit Suizidgedanken genutzt, um sich dort über Gefühle, Gedanken und Erfahrungen auszutauschen. Nicht nur Foren sondern auch Chats, soziale Netzwerke, Blogs oder dergleichen, die Unterhaltungen über dieses Thema ermöglichen, werden unter dem Begriff Suizidforum zusammengefasst.
Die Forenmitglieder diskutieren über Vor– und Nachteile von verschiedenen Therapieformen und schreiben über den Sinn und die Sinnlosigkeit des Lebens/Todes. Viele User sind auf der Suche nach Anteilnahme und Verständnis. In einigen Foren sind Methodendiskussionen verboten, in anderen sind diese ausdrücklich erlaubt.
Geleitet werden Suizidforen von einem oder mehreren Administratoren, auch Forenmaster genannt. In fast allen Foren sind sowohl öffentliche Suizidankündigungen als auch Verabredungen zum gemeinschaftlichen Suizid verboten und werden von den Zuständigen gelöscht. Ob und wann Behörden alarmiert werden, hängt von der Einstellung der Forenleitung ab. Inwieweit diese Themen allerdings in den persönlichen Nachrichten besprochen werden, kann nicht nachverfolgt werden.
Das älteste bekannte Suizidforum a.s.h. (alt.suicide.holiday) wurde 1986 gegründet und die ersten deutschsprachigen Foren lassen sich auf Anfang der 90er Jahre datieren. Über die genaue Anzahl der Suizidforen gibt es keine gesicherten Angaben, da es schwierig ist, alle Foren aufzufinden, zumal es sich um einen dynamischen Prozess handelt. Schätzungen belaufen sich derzeit auf etwa 70 Foren.
Quellen: Born 2005, Eichenberg 2006, Fiedler 2003, jugendschutz.net, Rauchfuß 2007
Verschiedene Typen von Suizidforen
Contra-suizidale Forenangebote
Contra-suizidale Foren werden häufig von Personen oder Organisationen geleitet, die professionell in der Suizidprävention tätig sind. Dabei handelt es sich um lebensbejahende Selbsthilfe-Foren, auf denen sowohl Methodendiskussionen als auch Verabredungen zum Gemeinschaftssuizid strikt verboten sind. Die Forenleitung gibt Suizidankündigungen umgehend an die Polizei weiter. Generell können contra-suizidale Foren als präventiv eingestuft werden.
Quelle: Rauchfuß 2007
Pro-suizidale Foren
Pro-suizidale Foren werden in der Regel von Privatpersonen geleitet, die häufig selbst suizidal sind. Methodendiskussionen sind dort erlaubt, da es als wichtig gilt, sich auch mit diesem Bestandteil der Suizidthematik auseinanderzusetzen. Die Forenmitglieder geben sich konkrete Tipps zur Beschaffung von benötigten Utensilien und detaillierte Hinweise zur Durchführung. Suizidankündigungen und –verabredungen sind üblicherweise nicht offiziell gestattet, es ist allerdings fraglich, ob diese an Behörden weitergeleitet werden.
Oftmals sehen die Forenmitglieder den Suizid als einzig mögliche Lösung an und bestärken sich gegenseitig in ihren Suizidabsichten. Deswegen können diese Foren häufig nicht als präventiv und teilweise als suizidfördernd eingestuft werden.
Quelle: Rauchfuß 2007
Pro-choice Foren
Pro-choice Foren könnte man als Mischforen bezeichnen. Die Möglichkeit des Suizids wird akzeptiert, aber nicht als einzige Lösung angesehen. Ob Methodendiskussionen erlaubt sind und wie mit Ankündigungen umgegangen wird, hängt von der Forenleitung ab.
Bei diesen Foren kann keine allgemeingültige Aussage getroffen werden, ob sie als präventiv oder suizidfördernd eingestuft werden können. Die Entscheidung muss bei jedem Forum individuell gefällt werden.