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Definition Suizid:
Unter Suizid versteht man eine Handlung, bei der sich eine Person in voller Absicht tötet. Dies kann durch aktives Zutun, zum Beispiel Einnahme von Substanzen, oder durch Unterlassen wie Nahrungsverweigerung geschehen.
Die Selbsttötungsmethoden werden in zwei Kategorien eingeteilt. Die sogenannten weichen Methoden werden größtenteils von Frauen angewandt und erfordern weniger Aggressivität gegenüber dem eigenen Körper, wie zum Beispiel Tabletteneinnahme. Die harten Methoden, beispielsweise Tod durch eine Schusswaffe, werden von Männern bevorzugt. Dazu muss man erhebliche Gewalt gegen sich selbst ausüben und die Überlebenschancen sind, gegenüber den weichen Methoden, sehr gering.
Quellen: Holderegger (1979), Langer (2001)
Begrifflichkeiten
Vielen Menschen fällt es schwer, den Suizid und auch den Suizidenten vorurteilsfrei zu betrachten. Der Gedanke, dass jemand sein Leben in voller Absicht beenden will bzw. beendet hat, löst Emotionen wie Unverständnis, Verachtung oder sogar Bewunderung aus. Aus diesem Grund sind im Laufe der Jahrhunderte mehrere Begriffe entstanden, die eine Suizidhandlung bezeichnen:
Suizid
Die Bezeichnung Suizid stammt aus dem Lateinischen und leitet sich von sui caedere ab, was soviel bedeutet wie ›sich selbst das Leben nehmen‹. Der englische Philosoph Thomas Browne verwendete im Jahr 1643 den Ausdruck ›suicide‹ zum ersten Mal. Der Begriff wird vorwiegend in wissenschaftlichen Diskussionen benutzt, um eine wertfreie Beschäftigung mit dem Thema zu ermöglichen.
Quellen: Holderegger (1979), Willemsen (1986)
Selbsttötung
Selbsttötung ist eine vergleichbare deutsche Bezeichnung für den Begriff Suizid. Die Handlung wird nicht verurteilt, trotzdem kommt zum Ausdruck, dass jemand seinen Tod durch eigenes Zutun herbeiführt.
Quelle: Holderegger (1979)
Selbstmord
Im deutschen Sprachgebrauch ist der Begriff Selbstmord am weitesten verbreitet, der zugleich die älteste Bezeichnung ist. Im Jahr 1514 findet sich das Verb ›sel morden‹ zum ersten Mal niedergeschrieben. Ungefähr 130 Jahre später taucht das Substantiv Selbstmord erstmals bei dem Theologen Johann Conrad Dannhawer auf.
Durch die Verwendung des Wortes Mord im zweiten Teil des Begriffes wird automatisch die Assoziation einer niederträchtigen Tat hervorgerufen. Daher ist es nicht verwunderlich, dass der Begriff Selbstmord zunächst hauptsächlich von Vertretern der Kirche verwendet wurde, um die Verwerflichkeit dieser Tat deutlich zu machen. Bis heute sprechen die christlichen Kirchen fast ausnahmslos von Selbstmord.
Gegen Ende des 17. Jahrhunderts wurde der Begriff des Selbstmords im deutschsprachigen Raum allgemein gebräuchlich und auch in heutiger Zeit wird ein Suizident meistens als Selbstmörder bezeichnet. Zwar wird dies nur noch selten getan, um den Toten bewusst anzuklagen, sondern es geschieht eher aus Gewohnheit. Trotzdem könnte diese Gewohnheit mit dafür verantwortlich sein, dass der Suizid nach wie vor ein Tabuthema unserer Gesellschaft ist. In wissenschaftlichen Diskursen wird der Begriff des Selbstmords weitgehend vermieden, um eine vorurteilsfreie Betrachtung zu ermöglichen.
Quelle: Holderegger (1979)
Freitod
Einen absoluten Wendepunkt in der Sichtweise des Suizids stellte Friedrich Nietzsches Werk »Also sprach Zarathustra« (1883) dar. Nietzsche nahm Abstand von dem Begriff Selbstmord. Er sprach stattdessen von Freitod und heroisierte den Suizid. Die Bezeichnung Freitod wurde von dem deutschen Philosophen Arthur Schopenhauer geprägt und sollte die freiwillige und bewusste Entscheidung eines unglücklichen Menschen betonen.
Dank zahlreicher Anhänger Nietzsches und Schopenhauers verbreitete sich der Begriff rasch. Man betrachtete die Suizidhandlung nicht länger als Straftat oder Verzweiflungshandlung, sondern propagierte sie regelrecht als Heldentat. Dem Suizidenten wurde großer Mut zugesprochen, da er die Kraft besessen hatte, sich eigenständig aus seinem problemreichen Leben zu befreien.
Doch je mehr begeisterten Anklang der Begriff des Freitodes fand, desto lauter wurden auch die Stimmen der Kritiker, die der Suizidtat jegliche Freiwilligkeit absprachen. Sie betonten, dass die Betroffenen sich in solchen Zwangssituationen befanden, dass man unmöglich von einer freien Entscheidung sprechen könne. Seit dieser Zeit finden sich in der Literatur unzählige Diskussionen über das Benutzen des Freitod-Begriffes.